Projekt Ipso
Seit 2018 arbeiten wir im Bereich der Mentalen Gesundheit eng mit unserem Kooperationspartner Ipso-International Psychosocial Organisation zusammen. Ipso ist eine humanitäre, gemeinnützige Organisation, die auf Dienstleistungen im Bereich der psychischen Gesundheit und der psychosozialen Unterstützung (MHPSS) sowie auf den soziokulturellen Dialog zur Förderung von Frieden und sozialem Zusammenhalt spezialisiert ist.
Aufbauend auf dem Resilienz-Konzept und Erfahrungen der systemischen Beratung entwickelte die Organisation den niedrigschwelligen kultursensiblen Beratungsansatz Value Based Counseling (VBC), wodurch eine interkulturelle Beratung ermöglicht wird. Schwerpunkt ist die Begleitung von Menschen in schwierigen Lebensphasen, wie es u.a. die Flucht und der Verlust der eigenen Lebensgrundlage darstellen. Dabei liegt der Fokus nicht auf Defiziten, sondern auf den vorhandenen Stärken und Ressourcen eines jeden Einzelnen unter Bezugnahme der individuellen, kulturell gewachsenen Wertmuster und Muttersprache.
Das Value Based Counseling durch Ipso ist bei den Malteser Werken ein elementarer Bestandteil der Betreuungsarbeit im Bereich Mentale Gesundheit.
Ukraine Hilfe
IPSO - ukrainischsprachige psychosoziale Beratung, analog und online.
Kooperation mit Partnern vor Ort und regional (z.B. Psychosoziale Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer, Caritas und Diakonie, ehrenamtlich tätige Ärzte und Psychotherapeuten, Kirchengemeinden)
MALTE App
Die Orientierungs-App der Malteser Werke, die Informationen für Geflüchtete mit wertvollen Infos und Hinweisen (auch zum Thema mentale Gesundheit) mehrsprachig und aktuell zur Verfügung stellt.
Erste Schritte in Mecklenburg-Vorpommern
Kooperation zwischen Malteser Werken und Ipso startet in Mecklenburg-Vorpommern
2018 haben wir mit einem dreijährigen drittmittelgeförderten Pilotprojekt in Mecklenburg-Vorpommern unsere Zusammenarbeit mit Ipso (International Psychosocial Organisation) begonnen. Seit 2019 hat Ipso gemeinsam mit den Malteser Werken psychologisch, pädagogisch oder in sozialer Arbeit vorgebildete Menschen mit Migrationshintergrund zu psychosozialen Beraterinnen und Beratern ausgebildet. Das dabei angewandte Beratungskonzept wurde durch IPSO über Jahre in Afghanistan entwickelt und dort erprobt.
„Wir erreichen zwei wichtige Dinge: Wir bieten zum einen mehr Geflüchteten Hilfe für ihre seelische Belastungen an: mit den Counselors, die selbst ausgewandert sind, dieselbe Sprache sprechen und die Heimatkultur kennen. Zum anderen schaffen wir ein Arbeitsfeld für geflüchtete Menschen, in dem sie ihre Kompetenzen besonders gut einbringen können“, wie Geschäftsführer der Malteser Werke, Sebastian Schilgen, sagt.
Im Rahmen des Projektes fand die einjährige Qualifizierung der Counsler*innen durch Fachkräfte von IPSO statt: Die angehenden Beraterinnen und Berater wurden zunächst mit einem hohen Anteil an Selbstreflexion über einen Zeitraum von drei Monaten geschult. In den darauffolgenden neun Monaten sammelten die Counselor*innen an der Seite von IPSO-Fachkräften in Unterkünften für Geflüchtete, praktische Erfahrungen, um ihr theoretisches Wissen zu erweitern und zu festigen. Aktuell wird eine Weiterführung des Projekts über das Land MV finanziert.
Psychosoziales Counseling in Flüchtlingseinrichtungen - online & muttersprachlich
Projektstart in NRW (2021) Mit der Corona-Pandemie ergaben sich auch für die Arbeit in den Einrichtungen der Malteser Werke neue Herausforderungen in der Betreuung der dort untergebrachten Menschen: Lange Warte- und Fahrzeiten zu umliegenden Beratungsangeboten erschweren die bedarfsorientierte psychosoziale Versorgung bis heute zusätzlich. Hierzu sollten die Aspekte der schnellen, effektiven und muttersprachlichen Unterstützung durch die Ipso Counselings weiter aufrechterhalten werden, der Fokus zusätzlich im Ausbau digitaler Strukturen liegen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden noch keine digitalen Tools in der psychosozialen Versorgung Geflüchteter in den Einrichtungen in NRW eingesetzt.
Im Rahmen des Projekts in NRW erhielten Geflüchtete an den Standorten der Malteser Werke eine digitale, kultursensible und muttersprachliche Kurzzeitintervention durch die Ipso-Counsler*innen. Diese Gespräche unterstützten bei der emotionalen Stabilisierung der teilnehmenden Personen, führten darüber hinaus in das Feld der digitalen Beratungsangebote ein und halfen den Menschen dabei, sich wieder als selbstwirksam zu erleben und die eigenen Ressourcen (wieder) zu entdecken. Mit diesem Projekt wurden auch Mitarbeitende in ihrer anspruchsvollen Arbeit im Einrichtungsalltag bestärkt und konnten bei herausfordernden Situationen an Ipso verweisen.
Nach Projektabschluss im Dezember 2021 konnten wir beobachten, dass Geflüchtete dank der digitalen Counseling-Sitzungen ihre eigene Situation besser verstanden und akzeptieren konnten und nach langer Zeit zum ersten Mal einen konstruktiven Umgang mit belastenden Erlebnissen fanden. Sie konnten ein Problembewusstsein entwickeln und ihre Gefühle im Anschluss an die Sitzung weitaus besser einordnen und entwickelten ein positiveres Bewusstsein für ihre Handlungsfähigkeit. Das Projekt brachte einmal mehr zum Vorschein, wie frühe Unterstützungsangebote im Bereich Mentaler Gesundheit effektiv wirken können.
Weiterentwicklungen Ipso MV (hybrides Angebot)
Angebotserweiterung in Mecklenburg-Vorpommern (2021)
Das 2018 bis 2021 in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführte Pilotprojekt der Malteser Werke gGmbH und der International Psychosocial Organisation gGmbH (Ipso) eines niedrigschwelligen muttersprachlichen psycho-sozialen Weiterbildungs- und Beratungsangebot „Value Based Counseling“ (VBC) für Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund hat eindrucksvoll belegt, dass dieser Beratungsansatz positiven Einfluss auf wichtige Indikatoren (Noteinsätze, Gewaltvorfälle, Integration…) in der Betreuung von Geflüchteten hat. Das Landesamt für innere Verwaltung MV hat sich daher entschlossen, das Projekt bis Herbst 2024 mit 7 psychosozialen Counselor*innen für alle Einrichtungen der Geflüchtetenhilfe weiterzuführen.
Bundesweiter Ipso-Roll-Out
Das digitale Counseling in die Fläche bringen (2022)
Nach erfolgreichen Erprobungsphasen in Mecklenburg-Vorpommern und NRW bieten wir das Value Based Counseling nach und mit IPSO bundesweit, analog und ortsunabhängig digital an – und das auf 18 Sprachen. Durchschnittlich erhalten Teilnehmer:innen dabei 3-5 Einzelsitzungen mit individuellen Ansprechpartner:innen. Der große Vorteil dabei: die Gespräche können sehr flexibel, z.T innerhalb eines Tages in Anspruch genommen werden, wodurch das Angebot eine klaffende Lücke im Bereich der psychosozialen Versorgung schließt.
Konkret sieht Ipso in den von den Malteser Werken betreuten Einrichtungen so aus: In den Räumlichkeiten wurden sogenannte Care Points eingerichtet. Diese Räume bieten den Teilnehmenden einen geschützten Rahmen, stabiles Internet, eine gute Atmosphäre sowie die nötige Hardware, um das Online-Counseling nutzen zu können. Die Nutzung des digitalen Angebots erfolgt über eine professionelle verschlüsselte IT-Plattform von Ipso. Die Sozialteams der Malteser Werke unterstützen in den Unterkünften bei der Terminvereinbarung und sind die Ansprechpartner vor Ort. Das digitale e-care-Angebot erweist sich auch im Vergleich zum persönlichen Counseling als äußerst effektiv; infrastrukturelle Hürden, hohe Reisekosten oder social distancing können so zu Gunsten einer schnellen und effizienten Beratung vermieden werden.
Das Projekt konzentriert sich zudem auf die Sensibilisierung der Malteser Mitarbeitenden rund um die Themen mentale Gesundheit und psychosoziale Unterstützung geflüchteter Menschen. Durch Ipso angebotene Trainings für die Projektkoordinator:innen sowie die Hauptansprechpartner:innen tragen zu einem wachsenden Bewusstsein für mentale Gesundheit bei und stärken die Mitarbeiter:innen in ihrem Handeln. Das gesamte Angebot wird fortlaufend durch die Syspons GmbH evaluiert.
Ausbau der psychosozialen Versorgungsstrukturen im Verbund
Ukraine Hilfe. Seit Juli 2022 entwickeln wir in einem deutschlandweiten, interdisziplinären und interkulturellen Fachteam Angebote für Menschen, die in Folge des russischen Angriffskrieges aus der Ukraine fliehen mussten und nun Schutz in Deutschland suchen.
Mit dem Projekt möchten wir Bedarfe im gesamten Malteser-Verbund erkennen und gemeinsam und im direkten Austausch mit der Zielgruppe Lösungen finden, die den Menschen in dieser belastenden Zeit Perspektive und Hoffnung schenken. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist, dass geflüchtete Menschen aus der Ukraine sich durch eine stabilisierte psychische Gesundheit langfristig erfolgreich in die Gesellschaft und den deutschen Arbeitsmarkt integrieren können: Diverse Angebotestabilisieren die geflüchteten Menschen, um bevorstehenden Aufgaben und ihren Alltag (ob in Deutschland oder auch nach Rückkehr in die Ukraine) gut bewältigen zu können.
Um diese Ziele zu erreichen, entwickeln wir in enger Absprache mit den jeweiligen Regionen, in denen wir tätig sind, bedarfsgerechte Angebote. Bisher konnten wir beispielsweise ein Chorprojekt für ukrainische Geflüchtete im Ukraine-Ankunftszentrum in Tegel initiieren, unterschiedliche Gesprächsangebote (u.a. eine Telefon-Hotline für ukrainisch- und russischsprachige Mitarbeitende einrichten und analoge Intervisionsangebote) aufbauen, das Angebote von Ipso an unseren Standorten etablieren und uns bundesweit mit bestehenden Initiativen vernetzen.
Mit unseren Angeboten möchten wir geflüchteten Menschen eine Möglichkeit geben, ihre eigenen Ressourcen zu (re)aktivieren und sich wieder selbstwirksam zu fühlen. Empowerment ist dabei ein Schlüsselbegriff, der Mensch steht im Mittelpunkt unserer Arbeit.