Interview mit Sara Keilholz

Sara Keilholz arbeitet seit über 5 Jahren in der flexiblen ambulanten Familienhilfe, begleitet und unterstützt Familien in ihrem individuellen Alltag. Im Fokus ihrer Arbeit steht die Stärkung der eigenen Ressourcen eines jeden Familienmitglieds, um Krisen und Probleme eigenständig lösen zu können. Dabei steht das Kindes- und Jugendwohl immer an erster Stelle.

Für Sara bedeutet Nähe bei den Malteser Werken "Weil die Geschichte hinter den Menschen zählt"

Was sie damit meint erfahren Sie im folgenden Video und Interview.

Hallo, Sara!

Was genau ist das Ziel deiner Arbeit? 

Sara: Das ist von Familie zu Familie unterschiedlich und wird, je nach Fall, individuell bestimmt. Grundsätzlich unterstützen wir Eltern bei Erziehungsfragen und stärken ihre Erziehungskompetenzen, um Konflikte selbstständig lösen zu können. Denn der Grund, warum wir in eine Familie kommen, sind in der Regel Konflikte unterschiedlichster Art. Das können Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern in Kita oder Schule sein, aber auch Überforderung und damit einhergehende Vernachlässigung. 

Meine Aufgabe ist es dann, die Familien in ihrem Alltag zu begleiten und Schritt für Schritt zurück in die Selbstständigkeit zu führen, mit dem Ziel, meine Hilfe überflüssig zu machen. 

Bist du nach so langer Zeit immer noch aufgeregt, wenn du zu einer neuen Familie fährst?  

Sara: Ja, aber es ist durch die Routine schon etwas weniger geworden. Vor meinem ersten Termin mit einer neuen Familie bekomme ich vom Jugendamt einen Bogen zugeschickt, in dem die wichtigsten Informationen zusammengetragen werden. Und damit beginnt bei mir natürlich die Frage “was erwartet mich, wie sind die so drauf, haben die Bock auf die Hilfe oder nicht?” 

Ich bin einfach extrem neugierig auf das, was mich erwartet. Denn erst wenn man die Familien kennen gelernt hat und erfährt, was sie schon alles erlebt haben, macht deren Verhalten Sinn und man kann gemeinsam daran arbeiten. 

Was denkst du, welche Rolle spielst du für die Familien, die du begleitest?  

Sara: Es hört sich jetzt nach Selbstbeweihräucherung an, aber ich glaube tatsächlich habe ich schon eine große Rolle. Wir werden zu einem festen Begleiter, einer Konstante über einen gewissen Zeitraum und das ist für die Familien unglaublich wichtig. Ich helfe dabei, die eigenen Probleme selbstständig lösen zu können und eigene Strategien zu entwickeln – ich bin die Ansprechpartnerin bei sämtlichen Problemen. Es ist oft so, dass die Familien am Ende meiner Arbeit sagen “Och nö, können wir nicht noch etwas länger was zusammen machen?” - was natürlich nicht geht. 

Wahrscheinlich werde ich bei einigen Klienten auch lange nach meiner Betreuung noch im Kopf sitzen und sie werden in manchen Situationen denken “Achja, das hat Frau Keilholz immer zu uns gesagt”. Ich finde das ist etwas total Schönes, weil man damit auch irgendwie für Nachhaltigkeit gesorgt hat. 
 

Du hast gesagt, dass du eine wichtige Konstante in dem Leben der Familien wirst – welche Rolle spielt dabei das Thema Nähe und Distanz in deinem Arbeitsalltag? 

Sara: Meine Arbeit ist immer eine Gratwanderung zwischen “ich muss hier eine persönliche Beziehung aufbauen, aber ich darf meine Rolle als Familienhelferin auch nicht zu sehr verlassen” Also ich finde es im ambulanten Setting grundsätzlich schwierig, wenn eine Betreuung länger als drei bis vier Jahre am Stück geht. Wenn man so viel Zeit mit der Familie verbringt, dann kann es passieren, dass man als Teil des Familiensystems wahrgenommen wird und sich dadurch die Grenzen verschieben. Das ist oft ein schleichender Prozess und die Auswirkungen sind lange Zeit nicht spürbar. Man muss also von Anfang an klare Grenzen setzen und bei all der Vertraulichkeit, die man schafft, immer deutlich machen, dass man in einer gewissen Arbeitsbeziehung zueinandersteht. “Ich bin keine Freundin und auch kein Familienmitglied, trotzdem kannst du mir deine privaten Gedanken anvertrauen, weil ich deine Ansprechpartnerin bin und ich gemeinsam mit dir Lösungen finden möchte”.

Was ist die flexible ambulante Familienhilfe?

Die flexible ambulante Familienhilfe betreut Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Erwachsene und Familien auf Grundlage des systemischen Ansatzes  im Rahmen eines ambulanten Betreuungsangebotes. 

Dabei werden Menschen in ihrem Prozess, eigene Problemlösungsstrategien zu entwickeln, begleitet. 

Hier geht es zur flexiblen ambulanten Familienhilfe

Was denkst du sollte man mitbringen, wenn man in der ambulanten Familienhilfe arbeiten möchte? 

Sara: In der Familienhilfe ist es ganz oft so, dass die Kolleg:innen in ihrem “ersten Leben”, wie wir es gerne nennen, etwas anderes gemacht haben. Wir haben Kinderkrankenschwestern, Altenpfleger aber auch jemanden, der vorher in der Migration gearbeitet hat, in unserem Team. Da ist alles dabei, was total bereichernd ist. Aufgrund des Fachkräftegebots, das in unserer Branche greift, ist die Grundvoraussetzung allerdings trotzdem ein abgeschlossenes Studium der Sozialen Arbeit. Wir kommen in unserem Arbeitsalltag mit sehr unterschiedlichen Familien in Kontakt und nicht alles, was wir sehen, ist immer schön. Um damit gut klarzukommen, braucht es eine gewisse Haltung und Abgrenzung gegenüber der Familie und den Umständen dort. Empathie und Einfühlungsvermögen sind superwichtig, um einen Draht zu den Familien aufzubauen, aber es muss eine Grenze geben, um die Dinge nicht mit nach Hause zu nehmen. Da wir sehr viel unterwegs sind, unsere Termine selbst koordinieren und keine klassischen Arbeitszeiten haben ist eine strukturierte Arbeitsweise sehr wichtig. Und man muss natürlich damit klarkommen, dass es keinen klassischen Arbeitsalltag gibt und das man über den Tag verteilt viel allein ist. Wichtig finde ich, ist es auch, eine gewisse Neugierde und natürlich Freude mitzubringen.

 

Vielen Dank für deine Zeit, Sara!

Weitere Fragen an Sara

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 Daniela Stautz

Daniela Stautz

Referentin Recruiting


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